Reitstunden
Anfänglich fand ich die Idee bombastisch, genial und super einfallsreich ! nun frage ich mich ernsthaft , ob diese Idee vielleicht einfach nur gefährlich und unüberlegt war :
Da sämtliche Weihnachtsgeschenke noch nicht alle ausgespielt sind und ich der Meinung war das erstens genung Rummel im Kinderzimmer herrscht und zweitens ein Pony nicht unbedingt auch noch ins Haus passt, haben wir ihr zum Geburtstag einen Reitkurs über 8 Einheiten geschenkt.
Wie gesagt, da fand ich mich noch erfinderisch und clever !
Nun waren wir letzte Woche zum ersten Mal dort ( ausgerichtet von der VHS, also ein höchst seriöser “Verein”

.
Doch bereits beim Betreten des Stalles ( frei nach dem Motto “immer der Nase nach” ) finde ich das ganze nicht mehr ganz so seriös. Es herrscht dichtes Gedränge monströser Tiere!
Mir hat man beigebracht “geh niemals hinter einem Pferd lang”!
Okay, ich bin ein absoluter Angsthase bei Tieren die definitiv MEINE Kniehöhe überschreiten , und wer mich kennt, weiß, dass meine Kniehöhe sehr schnell überschritten ist, aber ich halte mich an solche Aussagen.
In diesem Stall war es jedoch so eng, dass Kinder und Pferde ständig HINTER anderen Pferden lang mussten. Und ich auch, um überhaupt in diesen Stall hinein zu kommen. Also von Bibi&Tina-Romantik hatte das hier gar nichts.
Okay, das Leben ist kein Ponyhof, da muss ich jetzt durch.
Zuerst bekam meine Tochter das dickste Pony, das ich je gesehen hatte in die Hand ( wirklich so hoch wie breit). Ich entwickel sofort Mitgefühl mit diesem armen Lebewesen, dass nur unwesentlich die Höhe meiner Knie überschreitet. Sogleich erkundige ich mich, ob es schwanger wäre und wir besonders vorsichtig sein sollen.
Rumps: Fehler am Wassergraben ( wie passend)
Es heißt nicht schwanger sondern Trächtig und “Pepsi” wäre einfach nur fett werde ich sofort von “Röschen” zurecht gewiesen! Hier haben nicht mal die Menschen normale Namen !
Also bei aller Liebe : Eine Frau um die 50 , in Genossenschafts-Cordhose mit 6 cm Hochwasser und grauem Pferdeschwanz “Röschen” zu nennen finde ich , nun ja sagen wir mal vorsichtig: nicht passend !( Sie ist eindeutig Typ Pferdefrau: ungeschminkt, unfriesiert und einen Rolli an mit dünner Weste drüber: Perfekt gekleidet für einen saukalten Reitstall mit gefühlten 3 Grad also)
Nach diesem Anpfiff sind mir ausserdem sämtliche Tiere oberhalb meines Knies symphatischer als diese Frau mit dem Namen einer Blüte , und das auch noch mit diesem “chen” dahinter!!
“Putzen!” bafft “Dornengestrüpp” uns an! okay, putzen finde ich klasse, beim Putzen kann man wenigstens nicht vom Pferd fallen. Muttern putzt mit, Pepsi steht treu-doof , und vor allem angebunden im Stall und schaut zu wie wir sie bearbeiten.
Anscheinend ist sie die ganze letze Woche nicht geputzt worden, was da an Keimen im Fell steckt möchte ich lieber gar nicht wissen. Aber da “Dornengestrüpp” es bestimmt nicht gerne sieht, dass ich Pepsi zumindest in den Bereichen in denen Lenchen mit ihr in Berührung kommt mit Sagrotan einsprühe, lasse ich es lieber! Ein Anbaffer reicht mir.
Allerdings können wir Pepsi nur von einer Seite putzen, da wir dieses fette Pony mit der anderen Seite einfach nicht von der Wand wegbekommen.
Nun gibt “Dornengestrüpp” Lenchen ( also wenn diese Frau schon ein “chen” bekommt, dann meine Tochter auch!) das immerhin auf einer Seite saubere Pony in die Hand und bafft nun: In die Reithalle damit!
Ich werde ignoriert. Vorbei an 6 anderen mehr oder minder größeren aber schlankeren Ponys führt Lenia stolz wie Oskar ihr Pony in die Reithalle.
Leute , ich schwanke zwischem Stolz und der Angst eines dieser Monster könnte austreten. Gott sei dank scheint sich keines dieser Viecher an Pepsi und meiner Tochter zu stören. Lenia bleibt auch nicht mit den Stiefeln in Pepsis Leine hängen und so kommen beide Unfallfrei in die Reithalle.
Dort führt Pepsi dann Lenchen erstmal ein paar Runden. ( eigentlich war das anders gedacht, aber ich habe so das ungute Gefühl das hier eindeutig das dicke Pony führt!!!) Pepsi bestimmt das Tempo, Lenchen läuft mal schnell mal langsam daneben her. Sehr schön, so kann sie immerhin noch nicht vom Pferd fallen und bleibt warm. Ich friere! “Dornengestrüpp” in ihrer dünnen Weste wohl nicht. So und nun alle auf`s Pferd! auch das klappt unfallfrei! ich entspanne mich und wir überstehen unfallfrei und ohne weiter aufzufallen die erste Reitstunde..
Lenchen war natürlich stolz wie Oskar und ist nun Feuer und Flamme! Sie will auch nicht mehr Postbotin werden, wegen der schönen gelben Autos, sondern Pferdewirtin, wegen des schönen dicken Ponys !
Ich bin einfach nur froh , wenn die 8 Einheiten vorbei sind und ich meine Freundschaft zu der Reitlehrerin nicht überstrapaziere.